Es war einmal ein kleiner Junge namens Ben, der in einem kleinen Haus am Rand eines ruhigen Dorfes lebte. Ben war sechs Jahre alt, mit hellen Augen voller Neugier und einem Kopf, der immer vor Fragen summte. Er liebte die Schlafenszeit. Nicht, weil er gerne früh ins Bett ging (tatsächlich wünschte er sich oft, die ganze Nacht wach bleiben zu können), sondern weil die Schlafenszeit der Moment war, in dem seine Mutter ihm jede Nacht eine neue und aufregende Geschichte erzählte.
Bens Mutter war die beste Geschichtenerzählerin der Welt oder zumindest dachte Ben das. Jede Nacht würde sie ihn ins Bett bringen, ihm einen Kuss auf die Stirn geben und dann Geschichten über ferne Länder, mutige Abenteurer und magische Kreaturen erzählen. Diese Geschichten waren nicht nur dazu da, ihn schläfrig zu machen sie ließen seine Fantasie wie einen Vogel am Himmel aufsteigen. Er hatte das Gefühl, dass die Geschichten nicht einfach Geschichten waren, sondern echte Abenteuer, die darauf warteten, erlebt zu werden.
Eines Abends, gerade als Ben seine Zähne geputzt hatte und in sein gemütliches Bett gehüpft war, schaute er aus dem Fenster und sah den Nachthimmel, der mit funkelnden Sternen gefüllt war. Es schien, als würden die Sterne ihm zwinkern, als ob sie ihm etwas Geheimnisvolles erzählen wollten.
„Mama, erzählen die Sterne auch Geschichten?“ fragte Ben, als seine Mutter hereinkam und ein großes Buch mit Schlafensgeschichten hielt.
Seine Mutter lächelte und setzte sich neben ihn. „Oh, das tun sie ganz bestimmt,“ sagte sie. „Die Sterne erzählen seit Jahrhunderten Geschichten. Du musst nur wissen, wie man zuhört.“
Bens Augen weiteten sich. Er setzte sich im Bett auf und zog die Decke eifrig näher um seine Schultern. „Kannst du mir heute Abend eine ihrer Geschichten erzählen?“
Seine Mutter dachte einen Moment nach, ihre Augen funkelten genau wie die Sterne draußen. „Wie wäre es, wenn ich dir heute Abend eine Geschichte mit den Sternen erzähle? Und vielleicht, nur vielleicht, bist du mitten darin.“
Ohne weitere Überredung nickte Ben, die Aufregung sprudelte in ihm hoch.
Seine Mutter begann „Es war einmal, im Land der Sterne, ein kleiner Stern namens Funkel.“
Ben lächelte bei der Vorstellung, dass ein Stern einen Namen hatte.
„Funkel war nicht wie die anderen Sterne,“ fuhr seine Mutter fort. „Er leuchtete nicht so hell wie seine Geschwister. Die anderen Sterne hänselten ihn oft, weil er nicht groß oder kühn wie sie war. Du siehst, Funkel war ein bisschen schüchtern und glaubte nicht, dass er jemals wie die anderen leuchten könnte. Jede Nacht, wenn die Sterne den Himmel erleuchteten, versteckte sich Funkel hinter einer Wolke, zu unsicher, um sich ihnen anzuschließen.“
Ben runzelte die Stirn. Er mochte die Vorstellung nicht, dass Funkel ausgeschlossen war.
Bens Stirnrunzeln verwandelte sich in Überraschung. „Er wünschte sich etwas bei Funkel?“
„Ja,“ nickte seine Mutter. „Und weißt du, was er sich wünschte? Er wünschte sich ein Abenteuer unter den Sternen. Der Wunsch des Jungen war so kraftvoll, dass Funkel die Wärme des Wunsches bis ganz nach oben in den Himmel spürte. Es war das erste Mal, dass jemand sich bei ihm etwas wünschte, und er wollte den Jungen nicht enttäuschen.“
„Und was passiert dann?“ fragte Ben gespannt.
„Nun,“ sagte seine Mutter und lehnte sich vor, als würde sie ein Geheimnis teilen, „entschloss sich Funkel, dass es an der Zeit war, mutig zu sein. Er sammelte all seinen Mut und Funkel leuchtete zum ersten Mal so hell er konnte. Und in diesem Moment geschah etwas Magisches.“
„Magisches?“ flüsterte Ben, seine Augen weit geöffnet.
„Ja,“ sagte seine Mutter mit einem Lächeln. „Der Junge, genau wie du, wurde aus seinem Bett gehoben und bis hoch in den Nachthimmel getragen, wo Funkel auf ihn wartete.“
Ben schnappte nach Luft und stellte sich vor, wie es wäre, in die Sterne zu fliegen. „Wurde der Junge ängstlich?“
„Oh nein,“ sagte seine Mutter beruhigend. „Der Junge war aufgeregt! Funkel funkelte hell und führte ihn durch den Himmel. Gemeinsam flogen sie vorbei am Mond, wirbelten um Kometen und tanzten zwischen den Planeten. Funkel zeigte ihm all die schönen Sternbilder, den Großen Wagen, Orion und sogar Pegasus, das fliegende Pferd.“
Ben stellte sich vor, wie er zusammen mit Funkel flog, der Wind in seinem Haar, die Sterne, die den dunklen Himmel um ihn herum erleuchteten.
„Aber,“ fuhr seine Mutter fort, „während sie flogen, begann etwas Seltsames zu passieren. Die anderen Sterne, die einmal Funkel gehänselt hatten, bemerkten, wie hell er strahlte. Sie hielten inne und schauten in Ehrfurcht zu. Sie hatten Funkel noch nie so gesehen. Tatsächlich hatte keiner der Sterne jemals so hell geleuchtet.“
Ben grinste. „Ich wette, sie waren überrascht!“
„Sie waren sehr überrascht,“ stimmte seine Mutter zu. „Als Funkel und der Junge schließlich auf einer weichen Wolke landeten, versammelten sich die anderen Sterne um sie. ‚Funkel,‘ sagten sie, ‚wir wussten nicht, dass du so hell leuchten kannst! Es tut uns leid, dass wir dich gehänselt haben. Du bist genauso besonders wie jeder andere Stern am Himmel.‘“
Ben fühlte ein warmes Gefühl in seinem Herzen, als seine Mutter fortfuhr. „Von dieser Nacht an war Funkel nie wieder schüchtern. Er wurde zu einem der hellsten Sterne am Himmel, und jede Nacht schaute er nach unten zur Erde, in der Hoffnung, den Jungen wiederzusehen. Der Junge, natürlich, vergaß sein Abenteuer nie und schaute immer zu den Sternen, besonders zu Funkel, in dem Wissen, dass sein Wunsch alles verändert hatte.“
Ben lehnte sich gegen sein Kissen, während ein Gefühl des Glücks ihn überkam. „Das war eine großartige Geschichte, Mama,“ sagte er leise. „Glaubst du, Funkel ist heute Nacht da draußen?“
Seine Mutter lächelte und schaute aus dem Fenster. „Ich denke schon, Ben. Tatsächlich denke ich, dass Funkel gerade über dich wacht, wartend darauf, deinen Wunsch zu hören.“
Ben warf einen Blick aus dem Fenster und sah einen kleinen, funkelnden Stern in der Ferne. Es war nicht der hellste Stern am Himmel, aber er war da, nur für ihn leuchtend.
„Was soll ich mir wünschen?“ fragte Ben nachdenklich.
Seine Mutter küsste ihn auf die Stirn. „Das liegt an dir, mein Lieber. Aber denk daran, manchmal geht es bei unseren Wünschen darum, den Mut in uns zu finden, um zu leuchten, wie Funkel es tat.“
Ben lächelte, schloss die Augen und wünschte sich etwas, es geheim haltend, genau wie alle Wünsche es sein sollten.
Als er in den Schlaf driftete, hatte Ben das Gefühl, als würde er unter den Sternen schweben, genau wie der Junge in der Geschichte. Er träumte davon, durch den Himmel zu fliegen, mit Funkel, der den Weg wies und ihm all die Wunder des Universums zeigte. Und in seinem Traum war Ben nicht ängstlich oder schüchtern. Er war mutig, genau wie Funkel.
Am nächsten Morgen, als Ben aufwachte, hatte er ein tiefes Gefühl in sich, als ob die Magie der Nacht noch in seinem Herzen verweilte. Von diesem Tag an, wann immer Ben sich unsicher fühlte oder befürchtete, etwas nicht tun zu können, dachte er an Funkels Geschichte. Er sagte sich „Wenn Funkel mutig sein und hell leuchten kann, dann kann ich das auch.“
Und so wusste Ben jede Nacht, während er im Bett lag und zu den Sternen schaute, dass er, egal was passierte, immer seinen Weg finden konnte, genau wie Funkel. Und genau wie Funkel lernte Ben, dass manchmal die kleinsten Sterne das hellste Licht in sich tragen, das nur darauf wartet, im perfekten Moment zu leuchten.
Und was Funkel betrifft? Nun, er ist immer noch da draußen und funkelt am Nachthimmel. Wenn du jemals genau hinsiehst, könntest du ihn auch sehen. Und wer weiß? Vielleicht wünschst du dir etwas bei ihm, genau wie Ben es tat.
Das Ende.